Von der Gründung bis zur Einweihung der Turnhalle
Aus der Zeit von den Anfängen des Vereinsgeschehens sind leider keine schriftlichen Unterlagen vorhanden, so dass man sich auf das Erinnerungsvermögen älterer Mitglieder beschränken musste. So ist also überliefert, dass Ende des Jahres 1924 sich in der damaligen Gastwirtschaft Schneider die Herren Billmeier und Anzenberger mit der Absicht trafen, einen Ringerverein in Mietraching zu gründen.
1925 trat dann der neu gegründete Verein erstmals zu öffentlichen Kämpfen an. Die Kämpfe wurden im Heustadl der Gastwirtschaft Schneider (heute das Haus von unserem Ehren-präsidenten Albert Sandweger) ausgetragen. Es wurde eine Seegrasmatte, die zusätzlich mit Sägespänen gefüllt war, verwendet.. Und das Training fand in der Küche der Gastwirtschaft Tannerbauer statt. Bei den Kämpfen handelte es sich in der ersten Zeit vornehmlich um Schaukämpfe, um Mitglieder für den Verein zu gewinnen. Auch das Gewichtheben, als zweite Disziplin der Schwerathletik, wurde bis 1929 mannschaftsmäßig betrieben. Man sieht schon, die Anfänge des SV Mietraching waren sehr dürftig und es bedurfte schon einer Menge Mut und Selbstvertrauen, dieses Unternehmen zu starten.
Bei allen Ringervereinen der damaligen Zeit wurden die Wettkämpfe in acht Gewichtklassen ausgetragen. In Niederbayern bestanden bereits Ringerabteilungen in Deggendorf, Geiselhöring, Schönberg und Zwiesel. Die Anreise zu auswärtigen Kämpfen wurde hauptsächlich mit dem Fahrrad durchgeführt. Die Fahrt mit der Eisenbahn wäre zu teuer gewesen.
Die erste Mietrachinger Ringermannschaft aus dem Jahre 1926 hatte folgende Kämpfer: Josef Scholler, Josef Anzenberger. Heinrich Veith, Otto Weber, Xaver Billmeier, Franz Riedl, Josef und Jakob Oswald.
Bewegte sich der Übungs- und Wettkampfbetrieb in den ersten Jahren in bescheidenem Umfang, so trat im Jahre 1929, durch die Tätigkeit des Olympiasiegers Gersthacker als Trainer, eine erfreuliche Wende ein.
Erfolge, eben bedingt durch diese Trainertätigkeit, stellten sich in den Jahren von 1930 bis 1932, zwangläufig ein. Der SV Mietraching wurde Gaumeister. Aus finanziellen Gründen kam es aber nicht zum Aufstieg in die nächst höhere Klasse. Nach diesem Erfolg wurde fortan im Tanzsaal der Gaststätte Tannerbauer gerungen.
Erwähnenswert von dieser Zeit ist noch, dass 1936 eine Damenriege, unter der Leitung von Alois Schrötter, ihre Tätigkeit, hauptsächlich im leichtathletischen Bereich, aufnahm.
Von 1937 bis 1939 konnte die Vereinstätigkeit, infolge besserer wirtschaftlicher Verhältnisse, neu belebt werden. Der Anspruch des Krieges 1939 machte allerdings diese erfreuliche Entwicklung jäh zunichte. Die Hauptarbeit des Vereins verlagerte sich im wesentlichen auf die Jugendförderung. Dass diese Arbeit auch während der Kriegswirren Früchte trug, zeigte die Erringung eines Deutschen Meistertitels in der Jugend durch Josef Anzenberger. Er war somit der erste Deutsche Meister in den Reihen des SV Mietraching.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, 1946, lebte der Verein unter den Führungskräften Alois Hartl, Josef Oswald und Josef Kaiser wieder auf . Die Wettkämpfe beschränkten sich allerdings nur auf niederbayrischer Ebene, so dass sich bis 1957 eine verhältnismäßig ruhige Vereinstätigkeit anschloss.
Fußball: Ja auch dieses Thema wurde in Mietraching einmal akut. Es waren schon Bestrebungen im Gange, neben dem Ringen den Fußballsport im Ort aktuell werden zu lassen. Doch diese Bestrebungen scheiterten letztendlich an der Platzfrage.
Ab 1957 zeichnete sich unter den Vorstandschaft von Josef Kaiser und Xaver Billmeier ein neuer Aufschwung ab. Mit gerade mal 96 Mark in der Kasse begann eine gezielte Mitgliederwerbung. Und es ging bald aufwärts, wie der erste Aufstieg 1958 in die Gruppenliga beweist.
In den Folgejahren wurde zielstrebig weitergearbeitet und das Augenmerk, wie auch heute noch, hauptsächlich auf die Jugendarbeit gelegt.
Kurz vor der Eingemeindung Mietrachings in die Stadt Deggendorf 1974, stellte der Gemeinderat dem Sportverein eine Spende von 5000 DM zur Beschaffung einer neuen Ringermatte zur Verfügung – sicherlich nicht vielen bekannt. Nun hatte man zwar eine neue Ringermatte, die Trainingsmöglichkeiten in Mietraching waren trotzdem noch sehr bescheiden.
Doch die Ringer des SV Mietraching brauchten auf die ersehnte Turnhalle, die noch im Wunschkatalog der ehemaligen Gemeindeverwaltung zur Eingemeindung enthalten war, nicht allzu lange warten. 1975 konnte die Halle fertig gestellt werden und der Verein erlebte von diesem Zeitpunkt an einen enormen Aufschwung.
70 Jahre Sportverein Mietraching
Mit Stolz konnte der Sportverein Mietraching in diesem Jahr auf eine 70jährige Geschichte zurückblicken, die in den Anfangszeiten mit manchen Schwierig-keiten verbunden war, wie man aus der Chronik entnehmen konnte. Doch mit Engagement, Teamgeist und Tatkraft entwickelte sich in Mietraching ein Sportverein, der zu einem festen Bestandteil des örtlichen geselligen Lebens geworden ist. So wurde mit einem umfangreichen Festprogramm vom 12. bis 14. August der 70. Geburtstag würdig gefeiert. Die Schirmherrschaft hatte Oberbürgermeister Dieter Görlitz übernommen.
Mit einem schneidigen Standkonzert vor dem Feuerwehrhaus eröffneten die Büchelsteiner Musikanten am Freitagabend die Feierlichkeiten. Zum Ehrenabend wie auch an den folgenden Tagen konnte Vorsitzender Anton Scholler viele Ehrengäste begrüßen. Dadurch hatte man einen würdigen Rahmen für die Ehrungen. So wurden zahlreiche Mitglieder für ihre 25-, 30-, 40-, 50- und 55-jährige Treue zum Verein geehrt. Auch fünf Ehrenmitgliedern wurden ernannt.
Die neuen Ehrenmitglieder des SV Mietraching mit Bürgermeister Walter Weinbeck (v.l) Martin Lange, Margareta Billmeier, Karl Schlegel, Franz Graßl sen. und Josef Hüttinger.
Zahlreiche Mitglieder wurden für ihre 40-jährige Treue zum Verein geehrt.
Bereits in den frühen Morgenstunden wurden am Sonntag zahlreiche Vereine und Verbände empfangen, um mit dem SV Mietraching zu feiern. Nach der Einholung des Schirm-herrn, Bürgermeister Josef Paul Bielmeier und der Fahnen-mutter Margareta Billmeier, spielte die Stadtkapelle beim Frühschoppen auf. Anschließend formierte sich ein langer Festzug durch die Ortschaft zur Kirche „St. Josef“. Stadt-pfarrer Konrad Dietl zelebrierte den Festgottesdienst und gab der neu restaurierten Fahne den kirch-lichen Segen. Danach ging es wieder zurück zum Festzelt, wo das gemeinsame Mittagessen stattfand und Erinnerungsgeschenke verliehen wurden. Zum Festausklang spielten die „Zillertaler Gipfelstürmer“ fetzig auf und brachten noch einmal richtig Stimmung ins Festzelt.
Von Horst Scholler