Was haben der frühere US-Präsident Barack Obama, der frühere iranische Präsident Mahmoud Ahmadinedschad und Wladimir Putin gemeinsam?
Alle drei haben sich dafür eingesetzt, dass Ringen eine olympische Sportart bleibt. 2013 hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) beschlossen das Ringen aus der Liste der olympischen Kernsportarten zu streichen. Durch einen enormen Kraftakt und viel Unterstützung über alle politischen Grenzen hinweg, wurde der Beschluss glücklicherweise doch noch zurückgenommen. Vielleicht lassen sich mit Ringen tatsächlich keine so großen Werbeeinnahmen erzielen und vielleicht ist – anders als bei der Gründung unseres Vereins vor 100 Jahren – das Ringen in Deutschland keine Trendsportart mehr. Trotzdem denken wir beim SV Mietraching, dass Ringen nach wie vor eine der besten Sportarten ist, die dieser Planet jemals hervorgebracht hat. Warum? Das erfährt Ihr auf dieser Seite.
Wie ging es los mit dem Ringen?
Wer schon einmal kleine Kätzchen oder Hunde beim Balgen zugeschaut hat, weiß: Das macht Spaß! Nicht anders geht es uns Menschen. Sicher schon immer haben Menschen aus reiner Freude am Kräftemessen miteinander Kämpfe ausgetragen. Die älteste bekannte Darstellung vom Ringen als Sportart sind 4000 Jahre alte Wandbilder aus Ägypten. Auf diesen Bildern sind detailliert Griffe und Beintechniken aufgemalt, die auch heute noch verwendet werden.
Die griechischen Göttersagen sind voll von den Ringkämpfen der Helden Herakles, Odysseus und Achill. Bei den antiken olympischen Spielen war der Ringkampf die letzte und entscheidende Disziplin. Im antiken Athen gab es vor 2500 Jahren eigene Ringerschulen. Der Ringkämpfer Milon von Kroton, ein Schüler des berühmten Mathematikers Pythagoras, wurde in der Zeit von 540 bis 516 vor Christus sechsmal Olympiasieger.
Im Mittelalter gehörte das Ringen zur Standardausbildung eines jeden Ritters. Ein eigenes Trainingsbuch für Ringer wurde sogar von dem berühmten Maler Albrecht Dürer (1471 bis 1528) verfasst. Die Techniken werden darin mit Zeichnungen erklärt. Zum Bild Nr. 13a seines Trainingsbuches schreibt der Maler bespielsweise: „Wenn dich einer mit den Armen überfallen und umwerfen (nach dem fuss) will, dann halte das Gleichgewicht, und drücke (auch) ihn von dir weg mit den Armen. So er dich dann also von sich stößt, so greife ihn mit der rechten Hand an seinen Hals beim rechten Ohr, und ziehe ihn herunter wie es hier gemalt ist und hüte dich, dass er dir kein Bein stellt (hint tret) und dass du seinen Kopf nicht loslässt.“
Welche sportlichen Fertigkeiten werden beim Ringen trainiert?
Kurz gesagt: alle! Die Bestandteile körperlicher Fitness sind: Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Koordination, Balance und Beweglichkeit.
- Kraft wird benötigt, um den Gegner zu schieben, ziehen, heben oder werfen.
- Ausdauer braucht es, um einen ganzen Kampf durchzuhalten und dabei konzentriert zu bleiben.
- Nur mit Schnelligkeit kann man den Gegner durch eigene Griffe überraschen oder auf die Angriffe des Gegners rechtzeitig reagieren.
- Koordination ist wichtig, weil beim Ringen immer mehrere Bewegungen im richtigen Timing kombiniert werden müssen.
- Ohne Balance liegt man beim Ringen schnell am Boden und das ist dann nicht so gut …
- Wofür Beweglichkeit gut sein kann, lässt sich vielleicht an folgendem Bild erahnen.
Alle diese Fähigkeiten werden durch Eigengewichtübungen und Turnübungen trainiert. Eigengewichtübung bedeutet Training nur mit dem eigenen Körper wie beim Liegestütz. Neuerdings sind Eigengewichtübungen der absolute Fitnesstrend, der von Ringern aber schon seit den antiken Helden praktiziert wird. Training mit Gewichten im Fitnessstudio ist nicht nur teuer, sondern hat auch den Nachteil, dass nur isoliert einzelne Muskeln trainiert werden. Bei Eigengewichtübungen werden immer viele Muskeln gleichzeitig (und damit auch Koordination, Balance sowie Beweglichkeit) trainiert. Die Übungen haben zusätzlich den Vorteil, dass die Rückenmuskulatur besonders trainiert wird. Ein starker Rücken kennt keine Schmerzen, aber heutzutage leiden bereits Schulkinder durch zu vieles Sitzen an Rückenschmerzen.
Ist das nicht sehr gefährlich?
Definitiv sieht das manchmal sehr gefährlich aus, aber das ist es nicht! Verletzungen kommen leider in allen Sportarten vor, aber Ringen ist tatsächlich eine ziemlich verletzungsarme Sportart. Nach Unterlagen des Gerling-Konzerns im Landessportbund Rheinland- Pfalz betrug die jährliche Unfallrate von 1991–1995 im Ringen nur 0,71 Verletzungen pro 1000 Stunden (Rasch et al 1999). Bei Mannschaftssportarten wie Handball und Volleyball ist das Verletzungsrisko mit 29 bzw. 43 Verletzungen pro 1000 Stunden um ein vielfaches höher.